11 | 12 | 1999
Jetzt geht's los - Neue Papierkörbe am Rochusplatz!
Hätte sie keinen ausgefüllten Ganztags-Job und einen nervenden Terminkalender, Margret, die Schwungvolle, Erste aller Hanauer und -innen, hätte den Rochusplatz alleine umgegraben.
Und in einem Rutsch gleich wieder neu bepflastert. Wenigstens sie hatte sich ihr Baustellenfest verdient.
Doch wo waren Sie, als Frau Oberbürgermeisterin am Rochusplatz den Spaten mit Schmackes in die Auheimer Erde trieb? Warum hat man Sie auf dem Pflasterfest nicht gesehen? Besitzen Sie etwa ein Rotes Parteibuch oder hatten Sie Angst vor einer Verpflichtung zum Arbeitseinsatz? Sie befürchteten wohl, daß Ihnen e Schipp in die Hand gedrückt werden würde! Na, so weit kam es dann doch nicht. Auch die vielköpfige Schar illustrer Herren aus Schwarzer Fraktion und Härtel-Fan-Club kam ungeschoren davon. Ehrwürdige Abgeordnete, taufrische Bundesverdienstkreuzträger und sachdienliche Dezernatsdenker drängten sich auf dem maroden Pflaster der Großauheimer Hauptstraße und ließen ihre Chefin schuften. Weniger Kavaliere, als Alte Schule. Aber auch Zugucken machte Appetit: Würstchen und Freibier gingen gut. Nix geschafft, aber trotzdem den Bauch voll. Damit kann Mann leben.
Das Volk rüttelte derweil an den  Absperrgittern, die den schamlos vom Pflaster entblößten Rochusplatz umgaben und zeigte Schwellenangst. Ungläubig beobachteten altgediente Auheimer das Treiben der Ortsprominenz innerhalb der Baustellenumzäunung. Ganz recht glauben konnten sie es ja nicht: Mitten in Großauheim rührt sich die Öffentliche Hand und schenkt dem Herzstück Großauheims ein neues Pflasterkleid!
Doch damit nicht genug: auf die untertänige Bitte eines bescheidenen Auheimers, den man zur Feier des Tages bei Königin Margarete vorsprechen ließ, beschied Frau OB (noch ganz im Rausche ihres Ganzkörpereinsatzes beim ersten Spatenstich): "Kein Problem, das wird gemacht!" Den Rochusplatz ziert also bald ein in das Pflaster integriertes Großauheimer Wappen: Mainzer Rad mit Pilgermuscheln zu unseren Füßen. Sowas nennt man spontane Vorwärtspolitik! Da jauchzte das Volk auf. Die anwesenden Herren vom Bauamt allerdings zuckten zusammen und zogen die Köpfe schildkrötengleich tief zwischen die Mantelkragen. Egal: das Wort der Oberin gilt. Wir Auheimer werden kontrollieren.
Über ein Geschenk können wir uns bereits jetzt schon freuen: die Abfallkörbe rund um den Rochusplatz wurden ausgetauscht. Nix besonderes sagen Sie? Na, dann gucken Sie mal! Die Müllpötte in ehemals häßlichem Hanauer Grellorange tragen jetzt edles Großauheimer Burgund. Das hat Stil und entspricht endlich dem ästhetischen Anspruch der hiesigen Ureinwohner! Im Februar sind Häuptlingswahlen. Nicht mehr viel Zeit für das Wahlvolk, ein paar liebevolle Zuwendungen aus dem Rathaus zu erhaschen. Also, Großauheimer: Jetzt oder nie! Schreibt Eure Wunschzettel und hängt sie an die Rathaustür. Bettelt, jammert, putzt die Klinken. Ruft, solange man Euch noch hört. Der Rochusplatz war seit Jahren überfällig. Und ein neuer Papierkorb kann doch nicht alles gewesen sein! Wir hätten da bestimmt einige Ideen... => zurück zur auswahl